Montag, 30. März 2015

Erfahrungen/Eindrücke/Anekdoten aus Palästina

Wie vorher angekündigt, mussten wir in Palästina Checkpoints passieren. Das hat bisher fast immer ohne Probleme geklappt, wahrscheinlich auch wegen eines Trickes, den uns die Palästinenser verraten hatten. Immer wenn wir einen Checkpoint passieren, setzen sich alle Blonden nach vorne, da Deutsche oder generell Ausländer weniger kontrolliert werden. Bei unserer deutschen Gruppe ist das eigentlich nicht so wichtig. Wenn wir kontrolliert werden würden, würde es schätze ich 10 Minuten dauern und wir würden nicht gefilzt werden. Schön zu sehen war allerdings die Freude der Palästinenser, als wir ohne Kontrolle durch den Checkpoint fuhren.

Meine palästinensische Familie hat einen sehr grossen Garten, in dem sie sehr viel selber anbauen und später auch verwerten, wie zum Beispiel Mandeln, Weintrauben, Aprikosen, Äpfel, Oliven, Artischocken, Beeren, Kirschen und viele weitere... Das ist typisch für Palästina.

Das Essen in Palästina schmeckt den meisten sehr gut. Für mich ist es ähnlich, wie in Deutschland: Ich mag nicht alles. Trotzdem hat es meine Familie jeden Tag geschafft, dass ich satt und glücklich schlafen gehen kann. Vor allem selbst gepresster Saft und Kuchen schmecken mir sehr gut. Die Säfte werden aus Granatäpfeln und Zitronen gewonnen, die auch im Garten angebaut werden. Klingt zunächst einmal ungewohnt schmeckt aber sehr gut :) Der Kuchen war zweimal mit Schokolade, Nüssen, Äpfeln und Bananen.
Mittags habe ich bisher entweder Reis mit unterschiedlichem Gemüse und Fleisch gegessen oder ein Gericht, bei dem wir (meine Familie und ich) nicht so recht einig geworden sind, was das ist ;) Ich glaube es ist Reis mit Fleisch oder Gemüse in Erbsenblätter gewickelt. Obwohl es eigentlich das Gleiche ist, schmeckt es ganz unterschiedlich...
Was mir ausserdem sehr sehr gut hier in Palästina schmeckt, ist das Brot. Es schmeckt so ähnlich, wie Weissbrot in Deutschland nur leckerer.
In Restaurants habe ich bisher Falafel mit Brot und Gemüse, Shawarma (palästinensischer Döner), etwas ähnliches wie Pizza und Caesar Chicken Salat gegessen, was alles sehr gut geschmeckt hat.

Letztens stand ich mit meinem Gastvater an der Kreuzung, als ihm plötzlich von einem sehr freundlichen Mann durchs Fenster hindurch Kaffe angeboten wurde. Er sagte, dass das ein Arbeiter von ihm sei, der sich mit dem Verkauf von Kaffee und Tee an der Kreuzung etwas dazu verdient.

Wie schon vorher von Rami angekündigt, werden Gurte in Palästina eher als unnötig angesehen. Bei manchen Autos wird sogar extra der Pieper zur Erinnerung ausgebaut. Im Verkehr generell beobachte ich viel weniger Markierungen auf der Strasse und viel weniger Verkehrszeichen. Die Leute verständigen sich bei Problemen eher übers Hupen. Leider gibt es anscheinend öfters Probleme ;)

Heute war ich, da Rami lernen musste, mit meinem Gastvater unterwegs. Neben seinem normalen Job ist er Unterstützer einer Blindenschule, in der er ehrenamtlich arbeitet. Es ist einzige Blindenschule in Palästina, in die man bereits in einem Alter von drei Jahren gehen kann. Es war für mich sehr beeindruckend und ich war sehr erfreut, dass er so etwas unterstützt. Anschliessend sind wir zu den Solomon Pools gefahren. Das sind drei sehr grosse, mit Wasser gefüllte Becken. Früher wurde von dort Wasser nach Jerusalem geschickt. Seit 50 Jahren liegt diese Wasserleitung nun aber still. Leider habe ich nicht so ganz verstanden, was es damit auf sich hat.

Die Architektur in Palästina ist ganz anders als in Deutschland. Ich lebe in einem ziemlich grossem Haus. Mir ist immer ein wenig kalt, was an den hohen Decken und vielen Fliessenböden in diesem Haus liegt. Im Sommer sind diese aber wahrscheinlich sehr nützlich, da man sich dann immer über ein wenig Kühle oder einen frischen Luftzug freut. Die Häuser sind meistens sehr alt und haben einen besonderen Flair. Vielen anderen gefallen die Häuser in Palästina sogar besser, ich finde sie auch sehr schön, trotzdem mag die Architektur in Deutschland mehr :)

Die Menschen in Palästina sind fast durchweg freundlich. Man wird auf der Strasse oft mit einem Lächeln oder netten Worten bedacht. Eine Ausnahme bildete ein Verkäufer in Jerusalem. Wir handelten und wollten nur 30 Shekel bezahlen, der Verkäufer wollte 50 bekommen. Als wir uns abwendeten, rief er Celine zu: "Small Baby!" Aus unserer Gruppe kam dann ein: "Big Baby!" Das fand der Verkäufer dann nicht mehr so lustig und bedachte uns mit einem: "Fucking Baby!" Wir flüchteten schnell, wurde aber auf dem Weg noch mit ein paar zusammengewürfelten deutschen, englischen und arabischen Schimpfwörtern beleidigt. Das war aber auch schon die einzige negative Erfahrung, sonst sind alle Menschen hier wie schon erwähnt sehr nett und gastfreundlich :)

In Jerusalem besuchten wir ausserdem die Klagemauer, was sehr interessant war. Ich durfte zum Beispiel zum ersten Mal eine Kippah tragen. Sehr eindrucksvoll waren die Juden, die davor wie in einem Wahn gebetet hatten. Die meisten haben nichts mehr um sich herum mitbekommen. Links von der Klagemauer befindet sich ausserdem in einem Gewölbe eine riesige Bibliothek mit heiligen Schriften, was mich sehr überrascht hat, da ich, weil ich so etwas noch nie gesehen hatte, mir so etwas auch nicht vorstellen konnte.

Vor der Klagemauer konnten wir eine Bar Mitzwa beobachten. Das war sehr lustig, weil laute Musik gespielt wurde und alle sehr fröhlich waren. Für mich und manch andere stellte es ernsthafte Konkurrenz zur Konfirmation dar. Die Leute sahen einfach sehr glücklich aus und man sah jedem den Spass an.

Manchmal kommt man sich in Palästina wie in China vor, wegen der vielen ähnlichen Ladenbezeichnungen zu den originalen in Deutschland. Starbucks heisst zum Beispiel Stars&Bucks oder Toys r us heisst Toys we us. Statt Puma steht auf manchen T-Shirts einfach Pumba. Diese Bezeichnungen sorgten öfters für Schmunzeln.

So viel zu meinen Eindrücken und Erlebnissen aus Palästina.

Aaron :)

Das fantastische Brot
















Die Solomon Pools
















Das Wohnzimmer














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